Zukunft Digitalisierung
Wir setzen uns dafür ein, dass die digitale Lehre an der FH Aachen weiterhin verfolgt wird und mit der Präsenzlehre vereinbar ist. Unsere ausführlichen Forderungen findet ihr hier.

Projekte
Zukunft Digitalisierung
Zielsetzung
Digitalisierung in der Lehre ist längst zu einem Kernthema der Hochschulentwicklung und Studienqualität geworden. Neben innovativen neuen Lehrkonzepten, die in Leuchtturmprojekten gefördert werden und der Kompetenzentwicklung der Lehrenden, ist auch die breite digitale Weiterentwicklung der Lehrveranstaltungen entscheidend. Es soll insbesondere auf die Förderung asynchroner Lehrangebote und interaktiver Foren, die Unterstützung zur Verwirklichung einer sozialen und familiengerechten Hochschule, sowie auf Handlungsmöglichkeiten zur Umsetzung eingegangen werden. Dabei soll digitale Lehre sich möglichst reibungsfrei in die Präsenzlehre Integrieren.
Erfahrungen aus der digitalen Lehre während der Pandemie
In der vom AStA durchgeführten Umfrage bezüglich digitaler Lehre wurden verschiedene Erfahrungen und Wünsche der Studierenden herangetragen. Einen großen Themenschwerpunkt stellen dabei asynchrone Lehrangebote dar. Verschiedene Formen der Umsetzung wurden dabei aktiv gelobt und hervorgehoben. Dazu gehören Lernvideos, vorproduzierte Vorlesungsinhalte oder Vorlesungsaufzeichnungen. Da ein Großteil der Teilnehmenden (etwa 60%) angegeben hat, dass Lehre bei ihnen als Mischung aus synchronen und asynchronen Formaten stattgefunden hat, sind viele aussagekräftige Erfahrungsberichte zu genau dieser Thematik eingegangen.
Dabei haben sich konkrete Vorteile herausgestellt: Die Möglichkeit individuelle Pausen einzulegen, Inhalte beliebig nach Bedarf zu wiederholen, entspannt Notizen mitzuschreiben und Lernkarten o.ä. gleichzeitig erstellen zu können, eigene und von der synchronen Veranstaltung unabhängige Lernzeiten planen zu können.
Aus Gesprächen mit Lehrenden ist hervorgegangen, dass nach deren Erfahrungen asynchrone Inhalte gerne zur Klausurvorbereitung genutzt werden, was durch Zugriffsstatistiken für die jeweiligen Lehrinhalte bestätigt wird. Somit zeichnen sich mehrere positive Effekte für den Lernerfolg der Studierenden ab und damit auch potenziell für das Bestehen der Prüfungen. Die Erstellung von Lernvideos, vorproduzierten Vorlesungsinhalten oder Vorlesungsaufzeichnungen bietet sich besonders bei Grundlagenfächern an, da hier Lernstoff weniger variiert und in der Regel nicht laufend nötigen Aktualisierungen unterliegt. Dadurch können diese Inhalte häufiger und für größere Gruppen an Studierenden wiederverwendet werden; eher als beispielsweise bei sehr spezialisierten Wahlpflichtfächern. Zusätzlich ergeben sich klare Vorteile für Lehrende, die mit einem Pool an vorhandenen Lehrinhalten Aufwand sparen und sich so auf die Weiterentwicklung und Ergänzung konzentrieren können, ohne dass ein Qualitätsverlust, sondern eine Qualitätsverbesserung stattfindet. Beispielsweise können Lernvideos häufig auftretende Fragen von Studierenden thematisieren, elektronische Aufgaben mit variierenden Daten das Klausurtraining verbessern. Anhand von digitalen Statistiktools kann der Lernerfolg der Studierenden bei Bedarf abgerufen und dessen Entwicklung verfolgt werden. Lehrende haben hier die Möglichkeit regelmäßig und unkompliziert nachzuvollziehen, bei welchen Punkten etwa Unklarheiten oder Schwierigkeiten auftreten. Durch Aufgabenpools an elektronischen Aufgaben entstehen neue Prüfungsmöglichkeiten und digitale Prüfungsformen. Wichtig zu beachten bleibt, dass dadurch keine Überfrachtung der Lehrveranstaltung passiert und zu angemessenen Zeitpunkten Aktualisierungen vorgenommen werden, um veraltete Inhalte zu vermeiden, wie auch bereits bei Vorlesungsskripten und Ähnlichem.
Besonders bei asynchroner Lehre hat sich Kommunikation in Echtzeit und Austausch für Studierende im Rahmen der Umfrage als sehr wichtig herausgestellt. Interaktion während online Lehrveranstaltung und digitale Foren auf Ilias wurden ausdrücklich gelobt und sind mit überschaubarem Aufwand umsetzbar. Vorteil gegenüber herkömmlicher E-Mail-Korrespondenz war laut Umfrage für Studierende die Möglichkeit, bereits gestellte Fragen von Kommiliton*innen sehen und kommentieren zu können, wodurch fachliche Diskurse mit Lehrenden und Studierenden auch außerhalb der Veranstaltungszeiten niederschwellig möglich waren. Auch außerhalb der Foren wurde der Wandel der synchronen Zeit mit Lehrenden von durchgehender Vorlesung zu mehr Sprech-, Frage- und Diskussionszeiten begrüßt. Ausgleichend wurden dafür bestimmte Inhalte asynchron angeboten.
Denkbar für die weitere Entwicklung des Lehrangebots ist auch, Veranstaltungen neben den Vorlesungszeiten, um digitale Fragestunden zu ergänzen. Diese sind dann nicht zwingend an Räumlichkeiten an den Standorten der FH gebunden und bieten damit allen Beteiligten mehr Flexibilität. Weiterhin ist es notwendig die Umwandlung vorhandener analoger Ressourcen in digitale Form zu fördern. Dazu gehört flächendeckendes Hochladen von Skripten, Arbeitsmaterialien, Präsentationsfolien, usw. Lehrende profitieren bei digitalisierten Ressourcen von schnellen und sauberen Bearbeitungsmöglichkeiten. Korrekturen oder Ergänzungen können reibungslos eingepflegt und auf bereits erstellte Materialien kann besser zugegriffen werden. Diese können übersichtlich abgespeichert werden und gehen damit weniger schnell für die weitere Verwendung verloren. Beim Verzicht auf analoge Formen wie Printmedien und der Verwendung bereits vorhandener Cloudspeicher-Ressourcen, kann die Hochschule aktiv Nachhaltigkeit fördern. Studierende profitieren erheblich davon, sich weniger um das Mitschreiben oder Beschaffen von Materialien sorgen zu müssen und mit von den Lehrenden selbst zur Verfügung gestellten, also qualitätsgesicherten Ressourcen, lernen und Veranstaltungen vor- und nachbereiten zu können.
Soziale und familiengerechte Hochschule
Durch eine Vielzahl von Umständen können einige Studierende nicht alle Präsenzveranstaltungen wahrnehmen. Mangels Alternativen muss so nicht nur auf die Interaktivität der Präsenz, sondern oftmals vollends auf eine Wissensvermittlung verzichtet werden. Während der Pandemie wurden mühsam errungene Fortschritte in der asynchronen Lehre erlangt, die auch künftig zur Verbesserung der Situation beitragen können. Gerade für Studierende mit Kind, Studierende, die auf einen Nebenjob angewiesen sind, sowie Studierende mit Beeinträchtigung (z.B. körperliche Beeinträchtigungen, Sehbehinderungen, ADHS) ist von hohem Interesse, dass asynchron ergänzende Konzepte, wie langfristige Aufzeichnungen neben der Präsenzlehre, angeboten werden.
Diese würden nachhaltig Hürden abbauen und den genannten Studierendengruppen bessere Chancen geben, ihr Studium auch dann erfolgreich absolvieren zu können, wenn sie durch unterschiedlichste Gegebenheiten eingeschränkt sind. Für Studierende mit Kind stellt es u.a. eine Herausforderung dar, dass die meisten Kindergärten in der Städteregion Aachen in der Regel eine Betreuung bis 16 Uhr anbieten. In vielen Studiengängen werden einige Veranstaltungen in der Präsenzlehre jedoch später als die gegebenen Betreuungszeiten angeboten. Zudem waren bereits vor der Coronapandemie laut der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks durchschnittlich 65% der Studierenden an deutschen Fachhochschulen während der Vorlesungszeit erwerbstätig (Stand 2016). Daraus lässt sich ableiten, dass ein hoher Anteil der Studierendenschaft auf Nebeneinkünfte angewiesen ist.
Für beide Gruppen würden langfristig zur Verfügung gestellte Aufzeichnungen eine deutliche Entlastung darstellen. Auch Studierende mit Beeinträchtigung wie Sehbehinderungen oder ADHS, die Schwierigkeiten haben den Lehrveranstaltungen konzentriert zu folgen, profitieren von diesem und weiteren Konzepten der asynchronen Lehre, da die digitalen Lehrinhalte mehrfach angesehen und dadurch besser nachvollzogen werden können. Dazu konnte ebenfalls konkretes positives Feedback durch die Umfrage eingeholt werden. Im Allgemeinen sind optimale Lernzeiten bei Lehrveranstaltungen nicht gegeben, da das Konzentrationsvermögen im Laufe des Tages schwankt (Seiwert L.J. ,1984) und die Leistung während Konzentrationsphasen nach 45 bis 60 min erheblich abnimmt, wodurch eine Pause von 5 bis 10 min nach dieser Zeit nötig wird (Seiwert L.J. ,1999). Asynchrone Angebote kommen diesen Bedürfnissen entgegen, die bei einigen Studierenden mit Beeinträchtigung verschärft, jedoch für alle Studierenden grundsätzlich gültig sind.
Langfristig zur Verfügung gestellte Aufzeichnungen
Zusammengefasst profitieren Lehrende bei Aufzeichnungen durch den Pool an wiederverwendbaren Aufnahmen, Zugriffsstatistiken, Übersichtlichkeit und Qualitätssicherung. Studierende profitieren von Aufzeichnungen im Allgemeinen, durch mehr Flexibilität im selbstbestimmten Lernen, umfangreichere Möglichkeiten zur Vor- und Nachbereitung von Veranstaltungen, sowie Wiederholung zur Prüfungsvorbereitung. Für Studierende mit Beeinträchtigung, Studierende mit Kind, sowie Studierende mit Nebeneinkünften werden aktiv Hürden abgebaut. Dadurch wird die FH Aachen als soziale und familiengerechte Hochschule attraktiver.
Zur konkreten Umsetzung sollen im Folgenden einige Vorgehensweisen vorgestellt werden: Entscheidend ist der Ausbau der Infrastruktur in den Hörsälen. Besonders diejenigen mit großen Personenkapazitäten eignen sich, da Grundlagenfächer hier gelesen werden und aus genannten Gründen als erstes für Aufzeichnungen in Betracht gezogen werden sollten. Bereits jetzt gibt es Hörsäle, deren Einrichtung ermöglicht, dass Vorlesungen möglichst reibungslos auf Knopfdruck aufgezeichnet werden können. Dabei sind nur wenige Schritte für die Lehrenden nötig um nach dem Prinzip des ‘plug and play‘ hochwertige Ergebnisse zu erzielen. So ist bereits jetzt am Fachbereich 2 ein Hörsaal mit einer kleinschrittigen, ausführlichen ‘Klickanleitung’ versehen, durch die Lehrende Aufzeichnungen ihrer Veranstaltung erstellen können. Mit zunehmender Routine im Laufe des Semesters ist auch diese Hürde schnell genommen.
Als Initiative zur Unterstützung der Lehrenden kann nach dem Vorbild des studentischen Projekts der Fachschaft für Mathematik, Informatik und Physik an der RWTH eine Arbeitsgruppe gegründet werden, an der engagierte Studierende und Lehrende teilnehmen und der eine betreuende Hilfskraft zugewiesen wird. Mitglieder einer solchen Video-AG können bei der Vorbereitung und Einrichtung der Hörsäle, der Unterstützung der Lehrenden und der Nachbereitung der Aufnahmen beteiligt sein. Dieses Projekt kann Interdisziplinarität zwischen Fachbereichen und den Erwerb von Softskills und allgemeinen digitalen Berufskompetenzen durch praxisnahe Tätigkeiten fördern, wie beispielsweise die Bearbeitung von Ton- und Videoaufnahmen oder das Einrichten eines Sets für die Aufzeichnungen. In diesem Zuge sollte in Betracht gezogen werden, den Studierenden für ihre Tätigkeiten ECTS für allgemeine Kompetenzen zu vergeben.
Als Startpunkt einer solchen Initiative würde sich aufgrund der fachlichen Nähe der Fachbereich 5 anbieten. Zusätzlich könnte ein Studio zum Zwecke der Aufnahmen eingerichtet werden – nach Bedarf auch mobil, um Ausstattung für Standorte in sowohl Aachen als auch Jülich verwenden zu können. Für die Einrichtung eines solchen Studios zur Qualitätssicherung und Nachbearbeitung der Aufzeichnungen, sowie für die Einstellung einer für die AG vorgesehenen Hilfskraft, könnte die Verwendung von Qualitätsverbesserungsmitteln in Betracht gezogen werden. Einige Ressourcen sind im Fachbereich 5 bereits jetzt vorhanden und können bis zum weiteren Anlaufen des Projekts genutzt werden. Ebenfalls nach Vorbild des genannten studentischen Projekts, können die Aufzeichnungen dann zentral auf eine FH-eigene Videoplattform hochgeladen werden, auf der bei Bedarf Videos mit Zugangsbeschränkungen durch Login mit FH-Kennung versehen werden können. Mit video.fh-aachen.de existiert eine solche Plattform bereits. Dadurch muss kein externes Angebot genutzt werden und Wartung, Zulassungsbeschränkung, sowie rechtliche Sicherheit liegen hier bereits in den Händen der FH. Lehrende haben Kontrolle über Verbreitung und Verweildauer der Aufzeichnungen auf der Plattform. Außerdem wird durch die Auslagerung der Videos das bereits belastete ILIAS nicht zusätzlich beansprucht.
Digitalisierung im Interesse der Hochschule
Spätestens seit der Pandemie zeichnet sich ab, dass Digitalisierung keine Prestigefrage ist, sondern sich langfristig als fester Bestandteil in die Zukunft der Lehre integrieren wird und entscheidend für die Weiterentwicklung der FH Aachen als moderne Hochschule ist. Absolvent*innen müssen den Ansprüchen der digitalen Arbeitswelt genügen. Die Integration digitaler Inhalte in der Lehre fördert die Aneignung der nötigen Kompetenzen, wobei zu dem Zweck ebenfalls die digitale Infrastruktur verbessert werden muss. Auch in der hochschuleigenen Digitalisierungsstrategie werden einige der bereits beschriebenen Punkte genannt: Der Ausbau digitaler Dienste, die Förderung der Verbreitung von digitalen sowie digital unterstützten Lehr-Lern- Szenarien durch ILIAS. Dazu kommt der gewollte Kulturwandel von der reinen Lehrvermittlung hin zu einem innovativen Zugang zu Informationen und damit praxisnaher, hochwertiger Bildung und das Anliegen, die FH-Aachen durch Digitalisierung zu einer offenen und zugänglichen Hochschule zu machen. Gerade durch Vorlesungsaufzeichnungen hat die FH Aachen, aufgrund der im oberen Teil angeführten Gründe, die Möglichkeit einen weiteren Schritt hin zu einer sozialeren und familiengerechteren Hochschule zu gehen, Vielfalt zu unterstützen und damit attraktiver zu werden. Durch die eindeutige Notwendigkeit für persönliche Interaktion und Diskurs, sowie das klare Bekenntnis der Studierenden zur Präsenzlehre, die während der Krisensemester spürbar gefehlt hat, besteht kein Widerspruch zwischen der Förderung asynchroner Lehrangebote und dem Verständnis der FH Aachen als Präsenzhochschule.
Die Forderungen zusammengefasst
Langfristig zur Verfügung gestellte Aufzeichnungen müssen zumindest für Nachmittagsveranstaltungen ab 16 Uhr realisiert werden. Damit einhergehend ist der Aufbau von digitaler Infrastruktur in der Hochschule, der ohnehin wegen digitaler Prüfungsformate notwendig ist. Unterstützung kann dabei eine (studentische) Aufzeichnungsinitiative leisten. Die Digitalisierung von Skripten, Foliensätzen und anderen analog bereits vorhandenen Arbeitsmaterialien muss flächendeckend umgesetzt werden. Mit den vorhandenen Ressourcen ist dies mit geringem Aufwand realisierbar und bietet für alle Beteiligten Vorteile. Inhalte asynchroner Lehre müssen aktiv gefördert und vorhandene Ergebnisse aus Leuchtturmprojekten dafür genutzt werden. Mehr direkte Kommunikationswege zwischen Lehrenden und Studierenden durch genannte Möglichkeiten wie digitale Foren und live Interaktions-Tools während Vorlesungen müssen intensiver genutzt werden. Ein Wandel der synchronen Zeit mit Lehrenden zu mehr Sprech-, Frage- und Diskussionszeiten ist zu begrüßen.
Auftrag vom Gesetzgeber
Auch das novellierte Hochschulgesetz fordert die Hochschulen dazu auf, die Transformationsaufgabe in der Digitalisierung wahrzunehmen und “ergänzend Lehrangebote in Form elektronischer Information und Kommunikation (Online-Lehrangebote) sowie Maßnahmen zur Unterstützung der Lehrangebote (…) (zu) entwickeln.“ Die oben genannten Vorschläge und Anregungen sind Möglichkeiten, die die FH Aachen ergreifen kann, um diesen gesetzlichen Auftrag umzusetzen. Dabei ist zu betonen, dass diese Vorschläge ohne allzu großen Aufwand in die Umsetzung überführbar sind und damit schnell die Lernprozesse der Studierenden maßgeblich positiv beeinflussen würden. Dies ist gerade bei Studierenden der Fall, die Kinder oder Angehörige betreuen bzw. pflegen oder von einer (chronischen) Erkrankung betroffen sind und dementsprechend von einer selbstbestimmten Zeiteinteilung im Studium profitieren.